Kurzdarmsyndrom & Infusionen

Versorgung über die Vene

Wann sollte man Flüssigkeits- und Ernährungsinfusionen nützen?

Unmittelbar und einige Zeit nach einer Darmoperation, bis der Darm seine Funktionsfähigkeit wieder erlangt hat. Darüber hinaus, wenn der Darm trotz sehr häufigem Essen und kontinuierlichem Trinken nicht genug aufnehmen kann und man gefährdet ist, Mangelzustände zu bekommen oder bereits welche hat.

Wie viel Flüssigkeit und Elektrolyte sollte man über Infusionen zuführen?

So viel, dass man trotz kontinuierlichem Trinken in 24 Stunden mindestens einen Liter Harn ausscheiden kann, nicht an Durst leidet und alle Mineralstoffe (Elektrolyte) im Labor im Normalbereich sind.

Wie lautet der wissenschaftliche Fachausdruck für Ernährungsinfusionen?

Parenterale Ernährung. Enteral bezieht sich auf den Magen-Darm-Trakt. Wenn dieser umgangen wird und die Stoffe über einen zentralvenösen Zugang direkt ins Blut verabreicht werden, dann spricht man von parenteraler Ernährung.

Abbildung einer Infusionsflüssigkeit

Was beinhaltet eine parenterale Ernährung?

Unter parenteraler Ernährung (PE) versteht man sowohl Flüssigkeit als auch alle Makro- und Mikronährstoffe.

Wie viel parenterale Ernährung soll man zuführen?

Die Zufuhr sollte sich am vorliegenden Bedarf orientieren und muss deshalb immer individuell berechnet werden. Wenn der Darm beispielsweise Energie gut aufnehmen kann, im Blut allerdings Bicarbonat fehlt, dann muss das ersetzt werden. Häufig besteht auch ein hoher Bedarf an Vitaminen oder Omega-3-Fettsäuren.

Sollen Betroffene lernen, sich parenterale Ernährung selbst anzuhängen?

Ja, da die Infusion die fehlende Verdauungsleistung ersetzt und jede Körperzelle auf die ständige Versorgung angewiesen ist. Bildlich könnte parenterale Ernährung auch als „Ernährungskrücke“ betrachtet werden, wenn der Darm nur eine reduzierte Funktion hat – so wie eine Krücke die reduzierte Funktion eines verletzten Beins ausgleicht. Betroffene sollten kontinuierlich normal essen und trinken und fehlende Stoffe intravenös ergänzen.

Warum reicht für parenterale Ernährung ein peripherer Venenkatheter (PVK) nicht aus?

Weil die parenterale Ernährung sehr schnell die dünneren Armvenen reizt und entzündet. Deshalb muss mittels speziellen Kathetern direkt in eine größere Körpervene infundiert werden.

Welche Katheterarten gibt es?

  • ZVK (Zentralvenöser Katheter): Er wird beim Hals gestochen und eignet sich vorübergehend während eines Krankenhausaufenthaltes.
  • Portkatheter: Dafür wird operativ ein kleines Kästchen unter die Haut gesetzt. Von diesem Kästchen (Port) geht ein Schlauch in die Vene. Damit man Infusionen verabreichen kann, muss eine spezielle Nadel eingestochen werden.
  • Tunnelierte Katheter: Diese verlaufen ein Stückchen unter der Haut und münden dann in einer großen Vene.
  • PICC (Peripherally Inserted Central venous Catheter): Dieser Katheter wird über eine Armvene bis in eine dickere Vene vorgeschoben.

Wo findet man Informationen und Hinweise zum Umgang mit zentralen Venen-Kathetern?

Alle Firmen, die heimparenterale Ernährung anbieten, führen für Betroffene zu Hause kostenlose Schulungen durch. Videos zur Anwendung und Pflege gibt es auch auf der Website der Patientenorganisation „Die Chronischen Experten“: www.chronisch.at/tipps

Abbildung eines Katheters

Wie lange kann ein Katheter belassen werden?

Bis das Material ermüdet und brüchig wird oder eine Infektion auftritt. Ganz entscheidend ist daher die sehr strikte Einhaltung der Hygiene, die sehr ausführlich geschult werden muss. Betroffene sollten im Umgang mit dem Kathetersystem gute Fertigkeiten und Sicherheit erlangen, da sie dadurch selbstständig und unabhängig werden.

Warum sollte man Taurolidin nach einer Infusion und dem Spülen mit Kochsalz verwenden?

Taurolidin hemmt das Wachstum von Bakterien, Viren und Pilzen. Es bietet einen guten ergänzenden Schutz gegen Katheter-Infektionen. Nach dem Abhängen der letzten Infusion soll pulsierend mit Kochsalz gespült und danach Taurolidinsäure hineingegeben werden. In einen Ernährungskatheter soll möglichst niemals Blut kommen, da dies die Gefahr von Infektionen deutlich steigert. Daher soll vor der nächsten Infusion nicht abgezogen, sondern langsam mit Kochsalz gespült werden.

Kann eine parenterale Ernährung langfristig zu Leber- oder Knochenschäden führen?

Ja, wenn sie nicht richtig berechnet und nicht laufend angepasst wird. Für die Anpassung sind engmaschige Laborkontrollen nötig.

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